Bern soll Nacht-S-Bahnen einführen | Nau, 07.03.2024
Grossrat David Stampfli will das Berner Moonliner Angebot durch S-Bahn-Nachtlinien ergänzen, wie dies in Zürich seit 20 Jahren existiert.
Wer im Kanton Bern bis nach Mitternacht feiert, kann mit dem Moonliner nach Hause fahren. Das Angebot wird rege genutzt, besonders seit 2021 der Ticketzuschlag weggefallen ist. Die Fraktion der SP und Juso will nun das Angebot auf stark frequentierten Strecken durch Nacht-S-Bahnlinien erweitern, wie dies im Grossraum Zürich bereits der Fall ist.
David Stampfli, der den Antrag eingereicht hat, erklärt im Interview, weshalb es neben den Bussen auch Nachtzüge an Wochenenden braucht.
Nau.ch: Sollen im Kanton Bern künftig am Wochenende die Züge der S-Bahnlinien an stark frequentierten Strecken auch in der Nacht fahren?
David Stampfli: Das Moonliner-Angebot im Kanton Bern erfreut sich grosser Beliebtheit. Erst recht seit der Ticketzuschlag 2021 aufgehoben wurde. Es ist davon auszugehen, dass seither nochmals deutlich mehr Menschen dieses Angebot nutzen. Auf gewissen Strecken gibt es nun so viele Fahrgäste, dass es sich lohnen könnte, auf einen Bahnbetrieb umzusteigen.
Mit dem Vorstoss erhält der Regierungsrat deshalb den Auftrag, die Einführung von regionalen Nachtzügen an Wochenenden auf besonders stark frequentierten Strecken zu prüfen.
Nau.ch: Wer soll die Kosten für die Nachtfahrten tragen?
Stampfli: Die Kosten würden wie üblich beim öffentlichen Verkehr gemeinsam von Bund, Kanton und Gemeinden getragen. Die ersten S-Bahn-Nachtzüge könnten dann ab 2027 verkehren. Denkbar wären zum Beispiel Nacht-S-Bahnlinien zwischen grösseren Zentren wie Bern, Biel, Thun, Burgdorf, Langenthal sowie allenfalls auch Freiburg und Solothurn.
Nau.ch: Welche Vorteile bietet die Bahn gegenüber dem Moonliner, die es rechtfertigt, die Nachtruhe der Menschen, die entlang der Bahnstrecke wohnen, am Wochenende zu stören?
Stampfli: Die Bahn hat den Vorteil, dass sie mehr Personen auf einmal transportieren kann und diese erst noch schneller ans Ziel bringt. Die Erfahrungen aus anderen Städten sind denn auch sehr positiv. Ziel ist es, dass sich Moonliner-Busse und S-Bahn-Nachtlinien nicht konkurrenzieren, sondern sinnvoll ergänzen.
Nau.ch: Was würde die Einführung von Nachtzügen bezüglich der Sicherheit an Bahnhöfen bedeuten?
Stampfli: Im Grossraum Zürich fahren an Wochenenden neben den Nachtbussen schon seit 20 Jahren auch mehrere Nacht-S-Bahnlinien. Sie bringen Ausgehfreudige sicher und bequem nach Hause. Das Angebot ist ein Erfolg und sehr beliebt. Auch bezüglich Sicherheit ist keine Verschlechterung zu verzeichnen. Der Kanton Bern könnte sich an Zürich ein Beispiel nehmen und auch auf ein solches Nachtzugangebot setzen.
Zur Person: David Stampfli politisiert seit 2017 für die SP im Grossen Rat. Der 41-jährige Historiker lebt mit seiner Partnerin in Wabern. Seit Jahren setzt er sich für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein und hat dabei auch im Grossen Rat die ÖV-Offensive angestossen.
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